Trauen wir unseren Kindern doch etwas zu…..

Erziehungsfragen - Blog

Trauen wir unseren Kindern doch etwas zu…..

Von julia am 17/06/2020 - 09:28
Herausforderungen angehen

Immer wieder höre ich von Eltern, dass ihre Kinder nicht selbstständig wären. Sie würden sich nicht selber anziehen, sie könnten nicht mit dem Besteck essen, sie brauchen Begleitung in den Keller, sie können ihre Hausaufgaben nicht alleine erledigen – die Liste kann sehr lange fortgesetzt werden.

Kinder werden mit einem Motor zur Entwicklung geboren

Sich weiter zu entwickeln, zu lernen, Neues zu entdecken – das alles ist im Menschen angelegt. Wenn etwas eine Anlage ist, dann meint das, dass es eine Umwelt geben muss, die diese Entwicklung positiv beeinflusst. Es braucht also Menschen, die daran interessiert sind, was das Kind macht, das es zeigt, worüber es Neues erfahren möchte und es braucht eine Umgebung, die es anregt lernen zu wollen (es braucht Raum und Zeit).

Bindung und Exploration

Dieser Motor funktioniert am besten, wenn das Kind eine sichere Bindung hat. Wenn es also Bezugspersonen hat, die für es der „sichere Hafen“ sind. Ist der „Bindungs-Tank“ aufgefüllt, so kann das Kind seinem Neugierdeverhalten (im Fachbegriff: Exploration) nachgehen. Also je tragfähiger die Bindung ist, desto mehr zeigen Kinder Neugierde.

Kinder wollen selbstständig werden

Gerade mit dem Eintritt in das Autonomiealter („Trotzphase“) zeigen Kinder sehr deutlich, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen möchten. Leider passen in dieser Phase die Vorstellungen der Kinder mit ihren Fähigkeiten diese umzusetzen nicht immer gut zusammen. Das erzeugt Frust – auf beiden Seiten. Die Kinder sind frustriert, weil sie erkennen, dass sie noch Dinge lernen müssen und nicht alles so funktioniert, wie sie es meinen. Die Eltern sind oft frustriert, weil Erledigungen so sehr lange dauern, sie oft mehr Arbeit haben, als wenn das Kind nicht helfen würde und sie dann noch den Frust des Kindes auch auffangen sollten.

Wenn das Vertrauen fehlt….

Dazu kommt öfters leider auch eine Haltung, dem Kind nicht die Erledigung von Aufgaben zuzutrauen. Ja, als Erwachsener kann man abschätzen, welche Vorhaben mit höchster Wahrscheinlichkeit scheitern werden: Das erste Mal ein Ei aufschlagen – es wird Schale mit in der Schüssel landen; Die ersten Versuche mit Messer und Gabel zu essen – es wird vielleicht Essen vom Teller rutschen oder das Kind ist frustriert, weil es nichts abschneiden kann;

Es ist dennoch wichtig, dass das Kind spürt, dass es diese Dinge trotzdem ausprobieren darf. Es muss spüren, dass die Eltern daran glauben, dass es diese Fähigkeit entwickeln wird – wenn es nur übt. Dieses Gefühl stärkt das Selbstvertrauen der Kinder. Sie sind dann gewillt neue Herausforderungen anzugehen.

Ermutigung stärkt Kinder

Versuchen Sie doch einmal den Blick auf Versuche, Fortschritte und Bemühungen zu lenken. Also nicht zu warten, bis etwas tadellos gekonnt wird, um ein Lob auszusprechen, sondern anzuerkennen, dass ein Kind einen Versuch gewagt hat – egal, wie es ausgegangen ist. Vertrauen Sie darauf, dass das Kind alles mitbringt, um eine Aufgabe lösen zu können. Nur wer übt wird besser.

Kinder, die mit dieser Grundeinstellung aufwachsen dürfen, gehen neue Aufgaben auch mit Zuversicht an: sie übernehmen Aufgaben zu Hause, sie fühlen sich für ihr schulisches Lernen verantwortlich, sie übernehmen Verantwortung in Gruppen – sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand, als aktive Gestalter.