Mit Unterschieden leben – warum Mama und Papa wichtig sind

Erziehungsfragen - Blog

Mit Unterschieden leben – warum Mama und Papa wichtig sind

Von julia am 26/06/2018 - 09:48
gegensätze

Gerade läuft mein Onlinekurs „Finde deinen Weg in der Erziehung“ und es gibt ein Thema, das zu vielen Fragen und Diskussionen führt: Sollen die Eltern alles gleich machen? Dürfen die Großeltern Sachen erlauben, die die Eltern verbieten? Verwirrt es Kinder, wenn sie teilweise sehr unterschiedliche Umgangsweisen erleben?

Kinder sind offen für Beziehungen

Menschen kommen als sehr „unfertige“ Lebewesen zur Welt, die lange Zeit viel Pflege und Zuwendung benötigen. Aber das macht den Menschen auch anpassungsfähig und offen für unterschiedliche Lernerfahrungen. Das, was Säuglinge von Anfang an mitbringen ist die Fähigkeit zu unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Beziehungen aufzubauen. Für Kinder muss somit nicht immer alles gleichförmig ablaufen – auch ein Elternteil darf von gewohnten Wegen abweichen, solange sich für das Kind der Unterschied im Verhalten erklären lässt und es nicht Willkür ausgesetzt ist.

Mama sein – Papa sein

Mann und Frau werden zwar quasi mit dem Akt der Geburt plötzlich Eltern, aber eigentlich ist es ein langer Prozess, der mit der Zeugung des Kindes anfängt und eigentlich nie wirklich endet. Innerhalb einer Familie entwickeln sich idealerweise nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen arbeiten sich an den Herausforderungen der Erziehung ab – so kann die Familie gemeinsam wachsen.

Jedem Elternteil können unterschiedliche Punkte im Alltagsleben wichtig sein, jeder hat seinen Charakter, seine Stärken und Schwächen – Kinder lernen ihre Eltern sehr genau kennen und können sich mit vielen Dingen arrangieren.

Die Sache mit den Großeltern

Für Kinder ist ein starkes Familiennetz sehr wichtig. Gerade wenn sie älter werden ist es für sie schön, noch andere Ansprechpartner zu haben, wie die Eltern. „Wie sehen Oma und Opa eine Sache, die für die Eltern so unmöglich erscheint? Welche Meinung haben sie? Welche Erfahrungen können sie mir mitgeben?“ Das sind Fragen, die sich Kinder stellen können, die eine gefestigte Beziehung zu ihren Großeltern haben. Eine solche Beziehung kann aber nur wachsen – von klein auf. Eltern und Großeltern sollten nur ungefähr in eine Richtung gehen, damit Kinder nicht wissen, dass die Großeltern schon deshalb „Ja“ sagen, weil diese wissen, dass die Eltern „Nein“ gesagt haben und die Kinder sonst gar nicht fragen gekommen wären. Großeltern müssen auch nicht alles erlauben. Aber Kinder dürfen schon den anderen Status der „Großeltern“ genießen: es gibt z.B. nach jedem Mittagessen ein Eis; Wenn sie bei ihnen schlafen dürfen sie im Pyjama frühstücken, obwohl das die Eltern zu Hause nicht möchten; usw.

Kinder werden nicht verwirrt

Die Kindheit ist die Zeit, in der vor allem Differenzen gebildet werden: welche Dinge schwimmen, welche gehen unter? Welche Dinge passen ineinander, welche sind zu groß? Und so geht es auch mit komplexen Themen: Welches Verhalten führt zu positiven Reaktionen, welches zu negativen? Was kann ich bei Mama machen, was bei Papa? Wie funktioniert der Alltag mit Oma und Opa, wie läuft es zu Hause?

Kinder lernen über Differenzierungen die Welt kennen – unterschiedliche Weltsichten, die sie dann zur Findung der eigenen Identität nutzen können.

 

Foto: Maresa Gallauner